Nachdem die Partei „Die Linke Freiburg“ schon seit Langem regelmäßig antisemitische Veranstaltungen bewirbt und auch selbst durchführt, übernehmen nun die „Linksjugend Freiburg“ und der „SDS Freiburg“ offen diese Ideologie ihrer Mutterpartei und verbreiten entsprechende Inhalte. Nach dem antisemitischen Mordanschlag auf zwei Mitarbeiter der israelischen Botschaft in Washington veröffentlichten die beiden Gruppen am 1. Juni gemeinsam einen Text auf Instagram, der eine beispielhafte Täter-Opfer-Umkehr enthält und den Mord an Juden rechtfertigt.
So schreiben sie: Die Tat „als antisemitisch motiviert darzustellen und sie in Verbindung mit Palästina-Solidarität zu bringen“ sei zutiefst unehrlich.
Zum einen hat der Täter gar nicht wissen können, dass es sich bei seinen Opfern um Angestellte der israelischen Botschaft handelte. Aber: Der Anschlag fand statt, als die beiden gerade das Jüdische Museum in Washington verließen. Das Ziel waren also weder Israelis noch Mitarbeiter der israelischen Botschaft, sondern schlicht und ergreifend: Juden.
Zum anderen rief der Täter nach seiner Festnahme „Free Palestine“. Daher ist eine Leugnung der Verbindung zur „Palästina-Solidarität“ ein offensichtlicher Realitätsverlust, der davon zeugt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf: dass nach der ständigen Wiederholung antisemitischer Aussagen wie dem haltlosen Vorwurf eines Genozids Teile des „palästina-solidarischen“ Milieus nun alle Hemmungen fallen lassen und dem Ruf „Globalize the Intifada“ folgen und Juden und Jüdinnen auf offener Straße ermorden.
In dem Text ist weiterhin von „zwei getöteten Täter*innen“ und „Täter*innen des Genozids“ die Rede. Dies ist eine Täter-Opfer-Umkehr, wie sie im Buche steht, und eine implizite Rechtfertigung des Mordanschlags. Das Wort „Mord“ kommt zudem nicht in dem Text vor. Es wird nur von einer „Tat“ gesprochen, und die Opfer wurden nicht ermordet, sondern „getötet“. So soll der Mord gerechtfertigt und als logische Schlussfolgerung dargestellt werden: Die jüdischen „Täter*innen“ hätten nur ihre gerechte Strafe erhalten.
Was früher die „jüdische Weltverschwörung“ war und in Pogromen sowie der Shoa gipfelte, ist heute der Wahn vom allgegenwärtigen Zionismus – beziehungsweise von dem, was die „palästina-solidarische“ Szene unter diesem Begriff versteht. Dabei ist der Antizionismus die geopolitische Reproduktion des Antisemitismus: Israel ist „der Jude unter den Staaten“ (Poliakov) und dient als Projektionsfläche für alle Widersprüche der kapitalistischen Gesellschaft, und so wie die Deutschen glaubten, erst dann frei sein zu können, nachdem alle Juden und Jüdinnen aus dem Volkskörper entfernt wären, so wird heute propagiert, die gesamte Welt könne erst dann frei sein, wenn Israel vernichtet ist: „No one is free until Palestine is free“, der Erlösungsantisemitismus kehrt in dieser Parole wieder als Erlösungsantizionismus.
In diesem Sinne wird jede*r Israeli als Zionist*in betrachtet und somit zum Abschuss freigegeben, ebenso wie alle, die für das Existenzrecht Israels einstehen. Dass damit ein Vernichtungswunsch gegen einen Großteil der weltweiten jüdischen Bevölkerung einhergeht, ist nicht nur eine beiläufige Konsequenz, sondern das eigentliche Ziel. Der Antizionismus ist nichts anderes als eine moderne Chiffre für den inzwischen verpönten Antisemitismus. So können sich Teile der linksdeutschen Jugend und Studierendenschaft heute als antifaschistisch bezeichnen und gleichzeitig mit reinem Gewissen in die Fußstapfen ihrer Großeltern treten.
Die Verfasser*innen „lehnen das Narrativ ab“, dass „antiimperialistische und palästina-solidarische Positionen innerhalb der Linken per se antisemitisch und mitverantwortlich für Gewalt gegen Jüdinnen“ wären.
Naive Optimist*innen mögen dem zustimmen, allerdings zeigt der Text eindrücklich, dass zumindest die „Linksjugend Freiburg“ und der „SDS Freiburg“ zutiefst antisemitische Gruppierungen sind und direkt mitverantwortlich für das derzeitige gesellschaftliche Klima, in dem es weltweit zu Anfeindungen und Übergriffen bis hin zu Mord an Juden und Jüdinnen kommt.
Freiburg, 26.05.2025
Freiburger Bündnis gegen Antisemitismus