Termine

Dienstag, 27. Mai 2025, 19 Uhr
Die postkoloniale Wut der Nivellierung
Zum Verhältnis von Herrschaft und Vernichtung
Uni Freiburg, KG I, Hörsaal 1221

Nicht erst seit dem 7. Oktober macht die postkoloniale Linke immer wieder durch ein systematisches Identitätspostulat auf sich aufmerksam: Über die Behauptung historischer Kontinuitätslinien und Kausalitäten begreift sie die Verbrechen des Kolonialismus und die Shoah lediglich als verschiedene Erscheinungen eines Immergleichen. Diejenigen, die sonst Partikularität und Differenz geradezu anbeten, werden in Bezug auf die Shoah von einer auffälligen Wut der Nivellierung erfasst. Wo sich postkoloniale Theorie mit dem Nationalsozialismus befasst, ist die Gleichsetzung von Herrschaft und Vernichtung ihr wesentliches Merkmal. Was nicht ins eigene „Narrativ“ passt – die Spezifik des Holocaust – wird mittels dieser Gleichsetzung passend gemacht. In diesem Sinne bemüht unter anderem der Historiker Dirk Moses einen vermeintlich kritischen Begriff des Staates, aus dessen destruktiver Logik alle Formen der Massengewalt der letzten Jahrhunderte abzuleiten seien. Was vorderhand als Kritik des Staates erscheinen mag, entpuppt sich indes als ein Unterfangen, das der Eingemeindung der Shoa in den kolonialen Kontext und letztlich der Delegitimierung Israels dient. Gegen Moses als einem Repräsentanten postkolonialer Ideologie wird der Vortrag zeigen, dass die Shoa keineswegs als bloßes Staatsverbrechen begriffen werden kann. Weder das weltanschauliche Selbstverständnis der Nationalsozialisten noch die Praxis der Vernichtung sind mit Moses‘ rationalisierenden Begriffen zu fassen. Vielmehr muss das Wesen des Nationalsozialismus als ideologiegetriebene Transgression des Staates auf die Vernichtung hin bestimmt werden.

Zum Referenten:
Patrice Schlauch ist Autor bei der Gruppe fractura: www.fractura.online
(keine Veranstaltungs des FRBGA)

Donnerstag, 29. Mai 2025, 19 Uhr
Zur Metapsychologie des antisemitischen Bildes im social media feed
Büro des ça ira-Verlages, Günterstalstr. 37, im Hinterhaus, 1. OG, und via Zoom. Der Veranstaltungsort ist nicht barrierefrei.

ur Metapsychologie des antisemitischen Bildes im social media feed Vielfach werden zur Erklärung der Verbreitung des Antisemitismus die Techniken in Anschlag gebracht, die mit dem „Web 2.0“, dem Smartphone und dem social media feed in den letzten Jahrzehnten eine neue Form erhalten haben. Fraglos haben die digitalen Medien die Ausdrucksweise des Antisemitismus verändert. Zugleich rührt sich in diesen das Immergleiche: der Mordwunsch gegen „den Juden“. Die Medien sind im weitesten Sinne die bildgebenden Verfahren des Antisemitismus, Zeugnisse der Krisenbewältigung der Subjekte in der gesellschaftlichen Krise, die das Produktionsverhältnis selbst ist. Damit betrifft dieser Umstand sowohl die psychischen Mechanismen als auch die Technikgeschichte, die Ökonomie der psychischen Erregung ebenso wie die Entwicklung der Produktivkräfte und Formfragen der Metapsychologie neben solchen der politischen Ökonomie.

Im mentalen Bild sind, wie im entäußerten, medial vermittelten Bild, ältere Bilder aufgespeichert, die zum einen – „archäologischen Schichten“ (Sigmund Freud) ähnlich – zu bergende Geschichte enthalten, motivisches “Nachleben der Bilder” (Aby Warburg), die spezifischen Medien entsprungen sind, zum anderen geben sie Auskunft über die Form ihrer Verarbeitung: hier über die Kontinuität der Triebkonflikte, die dem Antisemitismus zu Grunde liegen. Wird im antisemitischen Bild traditionell in der Projektion das Welt(erklärungs)bild als Szene gerahmt, das zugleich Plan und Probe der Tat enthält, stellt sich für den social media feed die Frage, welchen Status das Bild in diesem hat. Es geht um das Verhältnis des feeds zum Traum, seiner Rolle in der Schreckverarbeitung und Wunscherfüllung sowie um das Verhältnis von den individuellen und kollektiven Bildern im sich demokratisch verselbständigenden Wahn der antisemitischen Bewegung im und als world wide web.

Eine Veranstlatung des ISF Freiburg
Es spricht Till Gathmann (Berlin), der als Künstler und Typograf arbeitet. In der Ausgabe 24/2025 der Zeitschrift sans phrase veröffentlichte er den Essay Netze. Zur Bildkrise des 7. Oktobers, oder: Annäherungen an eine Metapsychologie des antisemitischen Bilds.

Der Zoomlink kann auf https://www.ca-ira.net/verein/jourfixe/ abgerufen werden.

So. 25.05.2025, 16 Uhr
Solidaritätsmahnwache
Platz der alten Synagoge

Liebe Freundinnen und Freunde, kurzfristig rufen wir aus Anlass des Mordanschlages gegen die beiden Botschaftsmitarbeiter der Israelischen Botschaft in Washington D.C. Yoran Lischinsky und Sarah Lynn Migrim zu einer Solidaritätsmahnwache auf. Sonntag, den 25.05.25 um 16.00 Uhr auf dem Platz der Alten Synagoge im Rahmen des Jerusalemstages (16.00 bis 18.00Uhr), Freiburg. Enough is enough. Bitte kommt zahlreich. Mit herzlichen Grüßen. Der Vorstand der Deutsch Israelischen Gesellschaft, Freiburg

Veranstaltet von DIG FREIBURG